Liquiditätsplan

Definition

Der Liquiditätsplan ist Teil der Finanzplanung von Unternehmen und stellt ein Werkzeug zur Dokumentation von zukünftigen Einnahmen und Ausgaben dar. Er gibt damit Auskunft über die zu erwartende Liquidität von Unternehmen und steht als einer neben weiteren Teilplänen im Finanzplan:

 

  • Umsatzplan
  • Rentabilitätsplan
  • Investitionsplan
  • Kostenplan
  • Finanzierungsplan

 

Der Plan zur Liquidität enthält Bestandteile, die auch in anderen betrieblichen Planungen enthalten sind.

Schnittstellen zum Liquiditätsplan:

  • Erfolgsplan
  • Investitionsplan
  • Produktionsplan
  • Lagerplan

Überblick über den Liquiditätsplan

Der Liquiditätsplan wird als tabellarische Übersicht über die zu erwartenden Zahlungseingänge und Zahlungsausgänge eines Unternehmens angelegt. Er dokumentiert alle Einnahmen und Ausgaben innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens, der in der Zukunft liegt. Ein regulärer Liquiditätsplan umfasst in der Regel einen mittel- bis langfristigen Horizont von etwa sechs Monaten bis zu drei Jahren. Die Abbildung erfolgt monatlich und ist fortlaufend zu pflegen sowie periodisch neu zu erstellen. Kurzfristige Liquiditätspläne hingegen decken Zeiträume von wenigen Wochen bis Monaten ab und werden insbesondere einmalig eingesetzt, um aktuelle Zahlungsengpässe zu beheben.

Zwei Varianten des Liquiditätsplans

Grundsätzlich können Unternehmen für ihren Liquiditätsplan auf zwei Verfahren zur Ermittlung der relevanten Zahlen zurückgreifen, um alle Zahlungsbewegungen zu erfassen, die in der Zukunft zu erwarten sind:

Direkte Methode

Mit der direkten Methode haben Unternehmen aktuelle Zahlen, die sie für ihren Liquiditätsplan heranziehen. Die Methode ist sehr präzise und verschafft eine realistische Basis, erfordert jedoch einen hohen Zeitaufwand, weshalb sie eingesetzt wird, um einen kurzfristigen Liquiditätsplan zu entwickeln, der sich über einen Zeitraum von einigen Wochen oder Monaten in der Zukunft erstreckt. Ein kurzfristiger Liquiditätsplan wird in der Regel immer dann erstellt, wenn sich ein Engpass in naher Zukunft abzeichnet oder in der Gegenwart bereits eingetreten ist.

 

Indirekte Methode

Für die indirekte Methode nutzt man die zu erwartenden Zahlungsbewegungen auf Grundlage der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung aus dem Vorjahr, um eine Planbilanz und einen Plan für die folgende Gewinn- und Verlustrechnung zu erstellen. Aufwendungen und Erlöse, die nicht zahlungswirksam sind, lässt man dabei aus, um das zu erwartende Jahresergebnis der Liquiditätsbewegungen zu ermitteln. Der Anfangsbestand aus der Bilanz dient als Grundlage für die Berechnung. Durch die Einbeziehung prognostizierter Einnahmen und Ausgaben ermittelt man den zu erwartenden Bestand an finanziellen Mitteln zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft.

Bewertung dieser Methode:

Die indirekte Methode zur Erstellung des Liquiditätsplans ist unkompliziert und schnell zu erstellen. Die Ergebnisse sind jedoch ungenauer als die direkte Ermittlung. Die indirekte Methode verschafft einen langfristigen Ausblick auf die Liquidität, der sich in der Regel über ein Wirtschaftsjahr erstreckt und in monatlichen Abschnitten abgebildet wird. Sie dient für die langfristige Liquiditätsplanung, die regelmäßig gepflegt und jährlich erneuert wird.

Ziele des Liquiditätsplans

Schwerpunkt 1: Sicherung der Liquidität

Der Begriff Liquidität bezeichnet die Fähigkeit eines Unternehmens, seinen bestehenden Zahlungsverpflichtungen termingerecht und betragsgenau nachzukommen. Sie besteht darin, über ausreichend flüssige finanzielle Mittel zu verfügen, um die entsprechenden finanziellen Verpflichtungen erfüllen zu können. Flüssige Geldmittel sind vorrangig Bankguthaben und Bargeld, also finanzielle Mittel, die dem Unternehmen unmittelbar und innerhalb kurzer Zeit zur Verfügung stehen.

 

Bedeutung der Liquidität

Die Liquidität stellt die Grundlage dafür, dass ein Unternehmen wirtschaftlichen Erfolg erzielt und legt damit den Grundstein für wirtschaftliches Handeln. Denn sie sichert die Finanzierung von Produktion und Angebot, ohne die ein Betrieb nicht handlungsfähig ist. Die Liquiditätsplanung dient vorrangig dem Ziel, die Liquidität zu sichern und zu stabilisieren, Liquiditätsengpässen gegenzusteuern und Zahlungsunfähigkeit auszuschließen.

Schwerpunkt 2: Schutz vor Risiken

Der Liquiditätsplan legt offen, ob und wann auf Basis der zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben finanzielle Engpässe in der Zukunft entstehen werden. Diese Information dient dazu, Strategien zu entwickeln, um die Liquidität des Unternehmens durch gezielte Eingriffe zu stabilisieren, wie zum Beispiel durch:

 

Weitere Aufgaben des Liquiditätsplans

Weitere Aufgaben des Liquiditätsplans

 

  • Optimierung der Unternehmensstrategie
    Der Finanzplan legt den Kapitalbedarf des Unternehmens offen und trägt damit dazu bei, die Unternehmensstrategie zu optimieren.
  • Kontrolle von Kosten
    Da der Finanzplan eine Übersicht über die Ausgaben des Unternehmens liefert, erleichtert er damit die Kostenkontrolle.
  • Entscheidungshilfe
    Zentrale Informationen des Finanzplans, insbesondere hinsichtlich des Kapitalbedarfs, unterstützen die Geschäftsführung bei unternehmerischen Entscheidungen.
  • Verbesserung der Verhandlungsposition
    Ein solide ausgearbeiteter und durch Abgleich mit der Realität bestätigter Liquiditätsplan dokumentiert die wirtschaftliche Ertragsfähigkeit des Unternehmens und stärkt somit die Verhandlungsposition gegenüber Kreditgebern und Lieferanten.

Zentrale Kennzahlen des Liquiditätsplans

Bei der Erstellung des Liquiditätsplans greift das Unternehmen auf Erfahrungswerte aus der Vergangenheit des Betriebs zurück, um daraus seine Prognosen für die Zukunft abzuleiten. Dem Grunde nach werden dabei die zu erwartenden Einnahmen den erwarteten Ausgaben gegenübergestellt, um aus dem Ergebnis die Liquidität zu erhalten.

 

Verfügbare Kennzahlen:

  • aktueller Bestand an verfügbarer Liquidität aus der vorangegangenen Geschäftsperiode
  • erwartete Einnahmen aus der Geschäftstätigkeit
  • erwarte Einnahmen aus sonstigen Zuflüssen
  • zu Verfügung stehende Kontokorrentkreditlinien
  • erwartete Ausgaben für den Geschäftsbetrieb
  • erwartete Ausgaben für Investitionen
  • erwartete Ausgaben für Finanzierungen
  • Abgleich aller Positionen

Ausschluss von Positionen aus dem Liquiditätsplan

Grundsätzlich gilt es zu berücksichtigen, dass ausschließlich liquiditätsrelevante Zahlungsbewegungen im Liquiditätsplan Berücksichtigung finden dürfen. Liquiditätsrelevante, beziehungsweise zahlungswirksame Posten bezeichnen Zahlungen, die auch mit einem realen Geldwertbetrag auf dem Bankkonto oder in der Kasse des Unternehmens eine Bewegung ausgelöst haben.  Folgende Positionen aus der Gewinn- und Verlustrechnung sind nicht liquiditätsrelevant und dürfen daher nicht in den Liquiditätsplan einfließen:

 

  • Abschreibungen
  • Rückstellungen
  • Kalkulatorische Kosten und Erlöse
  • nicht liquidierbare Vermögenswerte

Ergebnisse des Liquiditätsplans

  • Ermittlung des aktuellen Status der Liquidität
  • Darstellung der Zahlungsbewegungen
  • Ermittlung des Liquiditätsbedarfs innerhalb festgelegter Zeiträume
  • Ermittlung zusätzlichen Kapitalbedarfs zu einem bestimmten Zeitpunkt
  • Ankündigung zukünftiger Liquiditätsengpässe
  • Aufzeigen von Risiken für den Betrieb
  • Handlungsanweisungen für die Liquiditätssteuerung