Liquidität

Definition von Liquidität

Liquidität bezeichnet die Existenz von ausreichenden Finanzmitteln, um vorhandene Verbindlichkeiten zu erfüllen und Investitionen zu tätigen. Liquidität ist ein Synonym für die Zahlungsfähigkeit eines Betriebs.

In betriebswirtschaftlicher Hinsicht bedeutet Liquidität, dass ein Unternehmen in der Lage ist, seine Verbindlichkeiten zu erfüllen. Ein Unternehmen wird als liquide bezeichnet, wenn es seinen fälligen Zahlungsverpflichtungen fristgerecht nachkommen kann.

Bedeutung der Liquidität

Die Liquidität hat zentrale Bedeutung für das Fortbestehen eines Unternehmens. Sie sichert die Handlungsfähigkeit von Betrieben in ihrer Produktion, Warenbeschaffung, Verwaltung und Werbung. . Die Liquidität ist ein Stabilitätsmerkmal eines Unternehmens und gibt nicht nur Auskunft über dessen Zuverlässigkeit und Qualität. Sie spiegelt wider, dass das Unternehmen erfolgreich ist und seriös geführt wird. Damit sorgt die Liquidität nach außen hin auch für Glaubwürdigkeit und stiftet Vertrauen.

Liquiditätsmanagement

Fehlt es an Liquidität, ist das Unternehmen in seiner Existenz bedroht. Die Sicherung der Liquidität ist daher eine zentrale Aufgabe in einem Unternehmen. Diese kommt dem Liquiditätsmanagement zu, das die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens laufend kontrolliert. Um die Liquidität zu sichern, stellt das Liquiditätsmanagement langfristige Prognosen über die zur Verfügung stehenden Finanzmittel. Stellt die Kontrollinstanz im Unternehmen fest, dass liquide Mittel in einem zukünftigen Zeitraum nicht ausreichen werden, um Forderungen aus Lieferungen und Leistungen oder aus Kreditverbindlichkeiten zu bezahlen, muss es Möglichkeiten finden und bewerten, um alternativ Liquidität zu generieren.

Liquiditätsgrade – Die drei Abstufungen der Liquidität

Dabei berücksichtigt das Liquiditätsmanagement den Liquiditätsgrad. Dieser beschreibt zusammengefasst, wie gut ein Unternehmen seinen Zahlungsverpflichtungen mit unterschiedlichen flüssigen Mitteln nachkommen kann. Die unterschiedlichen Liquiditätsgrade ermöglichen eine genaue Analyse der Liquidität eines Unternehmens.

Liquidität ersten Grades

Die Liquidität ersten Grades stellt sämtliche flüssig zur Verfügung stehenden Finanzmittel den kurzfristigen Verbindlichkeiten gegenüber.
Zu den flüssigen Finanzmitteln gehören:

  • Bankguthaben
  • Kassenbestände

 

Kurzfristige Verbindlichkeiten sind:

  • Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
  • Tilgungsraten von Bankkrediten
  • Steuerrückstellungen
  • Sonstige Verbindlichkeiten wie Miete oder Leasing

Formel für die Liquidität ersten Grades:
Liquidität ersten Grades = (Bankguthaben + Kassenbestände) – (Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen + Tilgungsraten aus Bankkrediten + Steuerrückstellungen + sonstige Verbindlichkeiten)

 

Liquidität zweiten Grades

Die Liquidität zweiten Grades zieht weitere Mittel heran, um die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens zu erfassen. Neben den flüssigen Mitteln der Liquidität ersten Grades bezieht der zweite Grad auch kurzfristige Forderungen des Unternehmens und Wertpapiere des Umlaufvermögens zur Ermittlung der Zahlungsfähigkeit heran. Danach stellt das Liquiditätsmanagement die Summe aller kurzfristig zur Verfügung stehenden Finanzmittel den kurzfristigen Verbindlichkeiten gegenüber.

Formel für die Liquidität zweiten Grades:
Liquidität zweiten Grades = (Bankguthaben + Kassenbestände + kurzfristige Forderungen + Wertpapiere aus Umlaufvermögen) – (Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen + Tilgungsraten aus Bankkrediten + Steuerrückstellungen + sonstige Verbindlichkeiten)

Liquidität dritten Grades

Auch die Liquidität dritten Grades erweitert das Feld der zur Verfügung stehenden Mittel, indem es weitere Positionen berücksichtigt, die kurzfristig flüssig als Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden können. Dazu gehören weitere Posten aus dem Umlaufvermögen sowie insbesondere Vorräte, die liquidiert werden können. Zwar wirkt Liquidierung von Vorräten der Produktion entgegen, doch kann sie zur kurzfristigen Beschaffung von Finanzmitteln und zur Sicherung der Liquidität herangezogen werden.

Formel für die Liquidität dritten Grades:
Liquidität dritten Grades = (Bankguthaben + Kassenbestände + kurzfristige Forderungen + Wertpapiere aus Umlaufvermögen + Vorräte) – (Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen + Tilgungsraten aus Bankkrediten + Steuerrückstellungen + sonstige Verbindlichkeiten)

Weitere Größen für die Analyse der Liquidität

Das Liquiditätsmanagement setzt neben der Ermittlung der Zahlungsfähigkeit mit Hilfe der drei Liquiditätsgrade auf weitere Kennzahlen.

Dynamischer Liquiditätsgrad

Der dynamische Liquiditätsgrad berücksichtigt neben Kassenbestand und Bankguthaben den Cash Flow innerhalb eines festgelegten Zeitraums, um die liquiden Mittel zu erfassen. Cash Flow gibt den Zufluss an Finanzmitteln innerhalb eines bestimmten Zeitraums an. Dabei handelt es sich um eine Messzahl, die den Zufluss liquider Mittel in ihrem Nettowert bezeichnet und angibt, wie viel ein Unternehmen erwirtschaftet hat, ohne Auskunft über den Gewinn zu geben. Um den Cash Flow zu ermitteln, stellt das Liquiditätsmanagement die Einzahlungen den Auszahlungen gegenüber. Der Saldo entspricht dem Cash Flow.

Formel für den Dynamischen Liquiditätsgrad:
Dynamischer Liquiditätsgrad = (Bankguthaben + Kassenbestände + Cash Flow) – (Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen + Tilgungsraten aus Bankkrediten + Steuerrückstellungen + sonstige Verbindlichkeiten)

Nettoumlaufvermögen

Das Nettoumlaufvermögen wird auch als Working Capital Ratio bezeichnet. Es berücksichtigt die Vorräte eines Unternehmens und seine kurzfristigen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen auf der Seite des Guthabens. Diese stellt es der Summe aus den kurzfristigen Verbindlichkeiten gegenüber.

Faktoren für die Bereitstellung von Liquidität

Liquidität kann nicht nur durch erstrangige Größen wie Bankguthaben, Kassenbestand oder Forderungen ermittelt werden. Bestimmte Unternehmen verfügen über weitere Faktoren für die Beschaffung von Liquidität, wie zum Beispiel:

Güterwirtschaftliche Liquidität

Die güterwirtschaftliche Liquidität bezeichnet die Fähigkeit von Wirtschaftsgütern, veräußert oder getauscht zu werden. Dabei weisen Wirtschaftsgüter, wie zum Beispiel Waren oder Rohstoffe, unterschiedliches Potenzial auf, sie zu liquidieren. Die Fähigkeit, Wirtschaftsgüter zu veräußern oder zu tauschen hängt nicht nur von ihren Eigenschaften ab. Auch Zeit und Kostenaufwand, der anfällt, um einen Käufer oder Tauschpartner zu finden, hat Einfluss auf das Liquiditätspotenzial eines Wirtschaftsguts.

Verliehene Liquidität

Die verliehene Liquidität bezieht beleihbare Vorräte im Unternehmen in die Liquiditätsanalyse ein. Die Liquidität kann auch gewährleistet werden, wenn ein Kreditinstitut ein Wirtschaftsgut beleiht. Verfügt ein Unternehmen über Wirtschaftsgüter, die beliehen werden können, ist das sehr viel günstiger als die Veräußerung von Vorräten. Denn eine kurzfristige Veräußerung geht zumeist mit einem Verlust im Warenwert einher und sie senkt die Handlungsfähigkeit des Unternehmens.

Zukünftige Liquidität

Hat ein Unternehmen die Möglichkeit, in der Zukunft Erträge zu erwirtschaften, kann es diese in seine Liquiditätsermittlung einbeziehen. Das ist der Fall, wenn in einem späteren Zeitpunkt oder Zeitrahmen gesicherte Zuflüsse zum Beispiel durch vertraglich vereinbarte Aufträge oder Bestellungen gewährleistet sind.

Antizipierte Liquidität

Erwartet ein Unternehmen in der Zukunft gesicherte Überschüsse, können diese auch durch ein Kreditinstitut beliehen werden, um kurzfristig Kapital zu erhalten und die Liquidität zu sichern. Das Kreditinstitut hat dabei keine anderen Sicherheiten als die Prognose des Unternehmens.

Planung der Liquidität – Optimierung

Zur Sicherung und Optimierung der Liquidität hat das Management mit Umsatz und Betriebsausgaben zwei Kennzahlen für seine Liquiditätslanung. Zu den zentralen Zielen eines wirtschaftlich funktionierenden Unternehmens gehört die Steigerung von Umsatz bei gleichzeitiger Kontrolle der Ausgaben. Um Kosten zu reduzieren, können spezifische Maßnahmen eingeleitet werden, wie zum Beispiel die Senkung von Gewinnausschüttungen oder die Erhöhung von Kapitaleinlagen.

Analyse der Liquidität

Um die Liquidität eines Unternehmens zu optimieren, muss sie laufend kontrolliert und analysiert werden. Der Zustand des Unternehmens unter Berücksichtigung des vorhandenen Kapitals und der laufend eingehenden Zuflüsse muss durchgehend berechnet werden. Dazu gehört auch die realistische Einschätzung von Produktionsmöglichkeiten und weiteren Potenzialen. Auch die Auftragslage, die Beschaffenheit von Produktionsmitteln und die Produktionskraft des Personals gehört in die Bewertung hinein. Dabei gilt es, den finanziellen Handlungsspielraum auch hinsichtlich notwendiger Investitionen oder Warenbeschaffung stets zu beobachten. Erkennt das Liquiditätsmanagement Probleme, die zu zukünftigen Zahlungsschwierigkeiten führen können gilt es, umgehend Gegenmaßnahmen in die Planung einzubeziehen.

Vermeidung von niedriger Liquidität

Zur Vermeidung von Liquiditätsengpässen ist eine laufende Kontrolle der Liquidität unter Ermittlung der Liquiditätsgrade erforderlich. Die mangelnde Liquidität ist der häufigste Anlass für Unternehmensinsolvenzen. Mangelhafte Kontrolle und unzureichendes Liquiditätsmanagement führt dazu, dass die Liquiditätsplanung vernachlässigt wird und finanzielle Engpässe überraschend entstehen.

Forderungsmanagement optimieren

Eine häufige Ursache für das Absinken der Liquidität sind Mängel im Forderungsmanagement. Bezahlen Kunden ihre Rechnungen zu spät oder gar nicht, fällt fest eingeplantes Geld aus, während die Kosten, die für die Erbringung der Lieferung oder Leistung das Unternehmen belasten. In der Folge kann der Betrieb seinen eigenen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Bestimmte Lieferungen können Unternehmen über Vorkasse abrechnen, um Zahlungsausfälle zu vermeiden. Dienstleistungsbetriebe und Handwerker können für ihre Leistungen Teilzahlungen verlangen und À-Conto-Rechnungen stellen.

Mangelnde Liquidität und ihre Folgen

Gerät ein Unternehmen in mangelhafte Liquidität, kann es nur noch einer eingeschränkten Anzahl seiner Verpflichtungen nachkommen. Dabei werden in der Regel zuerst die dringendsten Verpflichtungen erfüllt. Im nächsten Schritt kommt es zu einer Überziehung von Krediten und zur Vernachlässigung der Pünktlichkeit zum Beispiel bei der Bezahlung von Gehältern. Müssen Vorräte in liquide Mittel verwandelt werden, geht das zumeist mit Verlusten einher, da der Verkauf von Vorräten in der Regel unter dem ursprünglichen Einkaufswert erfolgt. In der Folge verschlechtert sich die Bonität des Unternehmens, die zu einer neuerlichen Verschlechterung der Liquidität führt. Kann die Liquidität nicht langfristig verbessert werden, kann das schließlich zur Insolvenz des Unternehmens führen.

Zahlungsunfähigkeit bis zur Insolvenz

Ist die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens nicht mehr gegeben und auch nicht wieder herzustellen, ist eine Insolvenz unvermeidlich. Die Insolvenz kann vom Unternehmen erklärt oder von einem Gläubiger eingeleitet werden. Kapitalgesellschaften haben die Pflicht zur Beantragung von Insolvenz, wenn nach Eintreten der Zahlungsunfähigkeit innerhalb von drei Wochen keine Wiederherstellung der Liquidität erfolgt. Nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens muss das Unternehmen seine wirtschaftlichen Aktivitäten einstellen. Der Insolvenzverwalter verkauft sodann das gesamte Unternehmensvermögen, um den Ertrag an die Gläubiger zu verteilen. Das Unternehmen kann nach eröffneter Insolvenz nur dann seinen Betrieb aufrechterhalten, wenn eine Einigung hierüber mit den Gläubigern getroffen wurde und das Unternehmen neu strukturiert wird.