Warenfinanzierung

Warenfinanzierung: Erklärung, Möglichkeiten uvm

Unter der Warenfinanzierung versteht man die Bereitstellung der finanziellen Mittel für ein Unternehmen zum Erwerb von Waren, die mit Gewinn zur Veräußerung gebracht werden. Die Warenfinanzierung wird oft auch als Warenvorfinanzierung oder Einkaufsfinanzierung bezeichnet.

Notwendigkeit der Warenfinanzierung

Insbesondere Handelsunternehmen, aber auch Produktionsbetriebe müssen im Zuge ihres Geschäftsbetriebs in Vorleistung gehen und in den Einkauf von Ware investieren. Erst im zweiten Schritt können sie die Ware auf dem Markt anbieten oder diese weiterverarbeiten und für den Verkauf aufbereiten. Bei beiden Modellen muss die Ware nicht nur weiterverarbeitet und beworben werden: Sie muss auch durch einen Verkaufsprozess laufen und am Ende abgerechnet werden. All diese Arbeitsschritte nehmen Zeit und kostenintensive Arbeitskraft in Anspruch, während der das Unternehmen in Vorleistung für die Warenfinanzierung geht. Durch die Warenfinanzierung schafft sich das Unternehmen Freiraum in Bezug auf die Liquidität.

Möglichkeiten der Warenfinanzierung

Für die Warenfinanzierung gibt es vier Möglichkeiten, auf die Unternehmen zurückgreifen können:

    • 1. Unternehmenseigenes Kapital
      Erlaubt es die Liquidität eines Unternehmens, kann es seine Warenfinanzierung mit eigenen Mitteln abdecken. Der Vorteil der Eigenfinanzierung liegt in der Unabhängigkeit von anderen Unternehmen oder Partnern. Zudem fallen für die Eigenfinanzierung keine weiteren Kosten, wie Zinsen oder Gebühren an. Allerdings nimmt mit der Eigenfinanzierung auch die Liquidität ab, denn der Kaufpreis für die gekaufte Ware steht dem Unternehmen nicht mehr für andere Geschäftsaktivitäten zur Verfügung.

 

    • 2. Bankkredit
      Banken stellen für Unternehmen Kredite bereit, damit diese Waren einkaufen können. Hierfür prüft das Kreditunternehmen nicht nur die Bonität des Unternehmens. In der Regel nimmt die Bank die Ware, die sie im Vorfeld finanziert, als Sicherheit für das Darlehen.

 

    • 3. Finetrading
      Der Begriff Finetrading besteht aus Finance und Trading. Finetrading bezeichnet die Finanzierung von Waren für Unternehmen durch Zwischenhändler als Dienstleistungsangebot. Möchte ein Unternehmen eine Warenfinanzierung durch Finetrading umsetzen, überträgt es seinen Wareneinkauf auf den Finetrader. Dieser übernimmt den Erwerb der Ware im Auftrag des Unternehmers. Er bezahlt die Lieferantenrechnung und verkauft die Ware im letzten Schritt an den Unternehmer. Dabei gewährt er dem Händler ein Zahlungsziel von bis zu 120 Tagen.

 

    • 4. Lieferantenkredit
    • Räumt der Lieferant seinem gewerblichen Käufer ein kurz- oder langfristiges Zahlungsziel ein und liefert er seine Ware auf Rechnung, spricht man von einem Lieferantenkredit. Für diesen ist in der Regel keine Sicherheitsleistung notwendig. Vielmehr gewähren Lieferanten langjährigen und zuverlässigen Unternehmenskunden, die sie auch weiterhin an sich binden möchten, mit dem Lieferantenkredit vorteilhafte Konditionen.

Vorteile der Warenfinanzierung durch Partner

Zwar ist es für Unternehmen sehr erfreulich, wenn sie ausreichend Gewinn erwirtschaftet haben, um über ausreichend Liquidität für die Finanzierung ihrer Wareneinkäufe zu verfügen. Doch die Warenfinanzierung durch Partner erweist sich in unterschiedlichen Gesichtspunkten als vorteilhaft und wird daher von Unternehmen aller Größen praktiziert.

 

Zu den Vorzügen der Warenfinanzierung durch Dritte gehören:

 

    • Liquidität
      Unternehmen, die ihre Warenfinanzierung über einen Kredit oder Finetrading realisieren, profitieren von der Erhöhung ihrer Liquidität. Sie müssen kein eigenes Kapital einsetzen, das ihnen während der Phase des Weiterverkaufs der Ware im Unternehmen fehlt. Stattdessen können sie ihre eigenen Finanzmittel in andere Investitionen oder Produktionsbereiche fließen lassen. So dient die eigene Liquidität dem Wachstum des Unternehmens und muss nicht gemindert werden, um Waren vorzufinanzieren.

 

    • Flexibilität
      Die Warenfinanzierung durch Partner erhöht durch die Erhaltung der unternehmensinternen Liquidität den Handlungsspielraum für das Unternehmen.

 

    • Rating
      Die Beibehaltung der Liquidität, die durch eine Warenfinanzierung gegeben ist, verbessert das Ergebnis im Cash-Flow. Dadurch wird das unternehmensinterne Rating bei der Bewertung der Liquidität verbessert.

 

    • Stabilität
      Eine Warenfinanzierung durch Kreditinstitute oder Finetrader verbessert die Position des Unternehmens bei Verhandlungen gegenüber den Lieferanten. Der Lieferantenkredit macht das einkaufende Unternehmen zum Schuldner des Lieferanten. Diese Position erschwert es dem Unternehmen, weitere günstige Kauf- und Lieferbedingungen auszuhandeln. Benötigt das Unternehmen hingegen keinen Lieferantenkredit, kann es von Skontierungen profitieren. Zudem dient eine abgesicherte Ausgangsposition gegenüber dem Lieferanten der Verhandlung über günstige Einkaufspreise und bessere Bedingungen bei der Lieferung.

 

    • Bonität
      Die Bonität wird immer dann verbessert, wenn eine Warenfinanzierung ohne die Hilfe eines Kreditinstituts umgesetzt wird. Die Warenfinanzierung sowohl über Eigenfinanzierung als auch über den Finetrader oder den Lieferantenkredit legt den Fokus nicht auf die Bonität, sondern auf das Produkt und sein Potenzial. Diese Wege verlangen ebenso keine Sicherheiten für die Finanzierung.
    • Wettbewerb
      Die Warenfinanzierung durch Partner verschafft dem Unternehmen gegenüber Mitstreitern einen messbaren Wettbewerbsvorteil. Bessere Konditionen beim Einkauf können in Form von günstigeren Abgabepreisen an den Kunden weitergegeben werden, um den Absatz zu fördern. Zudem besteht gegenüber Abnehmern eine verbesserte Gewährleistung der Lieferung. Beide Kriterien tragen zu erkennbaren Wettbewerbsvorteilen bei.

Geeignete Unternehmensformen für unterschiedliche Warenfinanzierungen


Handels- und Produktionsunternehmen

Grundsätzlich eignet sich die Warenfinanzierung durch Dritte für Unternehmen in den Bereichen Handel und Produktion, deren Wareneinkäufe oder Aufträge ein hohes Aufkommen an Kapital verursacht. Um die Liquidität des Unternehmens nicht zu beeinträchtigen, den Cashflow nicht zu belasten und zugleich optimale Bedingungen bei Lieferanten zu erhalten, bietet sich für diese Unternehmen die Warenfinanzierung durch Banken oder durch Finetrading an.

Kleine und mittelständische Unternehmen
Kleine und mittelständische Unternehmen verfügen zumeist nicht über viel Kapital. Zugleich haben sie oftmals Probleme bei der Bewilligung von Krediten durch die Banken. Die Bearbeitungszeit dauert lange und ist zumeist mit großem Aufwand verbunden. Zudem verlangen die Banken Sicherheiten, die gegebenenfalls nicht vorhanden sind oder deren Belastung auf Kosten von Flexibilität geht. Auch ein Lieferantenkredit steht für kleine und mittelständische Unternehmen in der Regel nicht zur Verfügung, da dessen Gewährung auf Seiten der Lieferanten gegenüber KMU kein vorrangiges Interesse hat. Daher eignet sich für kleine und mittlere Unternehmen die Warenfinanzierung durch Finetrading am besten.

Eignung von Finetrading

Beim Finetrading werden die Waren durch einen Zwischenhändler finanziert. Das Unternehmen hat nach der Lieferung der Ware in der Regel bis zu 120 Tage Zeit, um die Finanzierung zu begleichen. Dabei behält das Unternehmen die alleinige Befugnis bei den Verhandlungen mit dem Lieferanten und über die Qualitätskontrolle der Ware. Die Prüfung der erforderlichen Unterlagen und das Verfahren zur Genehmigung nimmt im Vergleich zur Kreditgewährung durch Bankinstitute sehr wenig Zeit in Anspruch.

Unternehmen mit hoher Leistung und wenig Kapitaleinsatz
Die Warenfinanzierung durch Finetrading verschafft Unternehmen einen größeren Zeitrahmen, um die gekaufte Ware weiter zu verarbeiten und zu verkaufen.
Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen, die für die Begleichung ihrer Wareneinkäufe langfristige Zahlungsziele benötigen, ist Finetrading besonders geeignet.

Unternehmen mit flexiblem Angebot
Ebenso eignet sich die Warenfinanzierung durch Finetrading insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen, die in ihren betrieblichen Abläufen kurzfristig reagieren und schnelle Entscheidungen treffen müssen.

Unternehmen mit starker Abhängigkeit von Lieferanten
Da der Lieferant durch den Zwischenhändler sofort bedient wird, kann das Unternehmen günstige Lieferkonditionen und Skonti aushandeln. Der Lieferant hingegen erhält beim Finetrading seine Forderung umgehend. So hat auch er kein Ausfallrisiko und höhere Planungssicherheit. Unternehmen, die sehr stark auf ihre Lieferanten angewiesen sind, können von der Warenfinanzierung durch Finetrading ihre Lieferanten optimal bedienen und so den Bestand ihrer Bezugsquellen stabilisieren.

Saisongeschäfte
Saisonale Geschäfte erfordern zumeist die höchste Flexibilität. Während ganzjährige Produkte über lange Zeiträume geplant, gefertigt und geordert werden können, müssen saisonale Produkte innerhalb kurzer Zeiträume bereitgestellt werden. Viele Unternehmen müssen die Beschaffung von Fertigungsteilen, die für die Herstellung saisonaler Waren benötigt werden, kurzfristig und nach variablem Bedarf organisieren. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen können durch eine starke Auftragslage im Saisongeschäft schnell an finanzielle Grenzen stoßen. Die Angebote der Banken eignen sich mit ihren Konditionen und Anforderungen in der Regel nicht, um kurzfristige Finanzierungen zu gewährleisten. Die Warenfinanzierung durch Finetrading hingegen bietet für saisonintensive Geschäfte eine vergleichsweise unkomplizierte Abwicklung.

Internationale Geschäfte
Geschäfte mit Import und Export verursachen einen hohen Aufwand an Bürokratie, wenn sie mit einer Kreditfinanzierung verbunden sind. In der Regel verlangen die Banken zudem für die Finanzierung grenzüberschreitender Geschäfte mehr an Sicherheiten. Gerade für internationale Geschäfte lohnt es sich, unabhängig von Kreditinstituten zu agieren. Auch hierfür bietet sich das Finetrading mit seiner unkomplizierten Abwicklung.

Unternehmen mit hohem Warenbedarf
Nicht nur Handelsunternehmen, die verkaufsfertige Produkte vertreiben, haben einen erhöhten Bedarf an Ware. Insbesondere das verarbeitende Gewerbe und das Handwerk sind auf Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe angewiesen. In der Regel erhalten Unternehmen günstigere Preise bei hohen Abnahmemengen von Material. Die meisten Betriebe sind für ihre Preisgestaltung darauf angewiesen, ihren Einkauf möglichst günstig zu gestalten, um im Wettbewerb zu bestehen. Gleichzeitig reichen die vorhandenen finanziellen Mittel oftmals nicht aus, um günstige Angebote im Einkauf wahrzunehmen. Auch hierfür eignet sich die Warenfinanzierung durch Finetrading, das aufgrund seiner unkomplizierten Abwicklung ein schnelles Agieren ermöglicht.