Der Weg in die Selbstständigkeit – Ihre Bedienungsanleitung

14. Februar 2022

Inhaltsübersicht

    Inhaltsübersicht

      Freiberuflicher Durchstarter? Es ist ein steiniger Weg bis zum Abheben!

      Wer genügend Selbstbewusstsein und Engagement mitbringt und über Fach- und Branchenkenntnisse verfügt, für den eröffnen sich mit der Gründung eines eigenen Unternehmens aussichtsreiche Verdienstmöglichkeiten, neue Sichtweisen und Möglichkeiten zur Persönlichkeitsentfaltung. Nicht zu vergessen sind Unabhängigkeit, Entscheidungsfreiheit und Flexibilität.

       

      Da die Selbstständigkeit aber auch finanzielle Verpflichtungen und Erfolgsdruck mit sich bringt und bis zum persönlichen Bankrott führen kann, sollte sich jeder diese Entscheidung gut überlegen. Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen sind für Selbständige unerlässlich. Probleme und Schwierigkeiten, die sich im Laufe einer selbständigen Tätigkeit ergeben, sollte niemand unterschätzen. Die schwierigste Etappe, um sich selbstständig zu machen, liegt jedoch am Anfang, wo Unsicherheit und Zweifel am größten sind.

      Welche Rechtsform passt am besten?

      Als Selbstständiger haben Sie unterschiedliche Möglichkeiten der Unternehmensführung. Manche arbeiten lieber als ‘lone wolf’ und mit möglichst wenig bürokratischem Aufwand und bleiben daher lieber Einzelunternehmer. Andere mögen es lieber mit Partnern zusammenzuarbeiten. Die Wahl der richtigen Rechtsform hängt davon ab, was der Gründer machen will – und wie viel finanzielles Risiko er eingehen möchte:

       

      Einzelunternehmen

      Die „kleinste“ Unternehmensform sind Einzelunternehmen. Sie sind ideal

      • für  kleinere Unternehmen
      • wenn keine weiteren Teilhaber oder andere Financiers gebraucht werden
      • wenn es möglichst einfach und schnell gehen soll

       

      Kosten:

      • Firmenbucheintragung
      • Kreditanträge (Bankbescheinigungen)
      • Gewerbeanmeldungen

       

      Personengesellschaften

      Personengesellschaften haben Vorteile, wenn Sie das unternehmerische Risiko weiter verteilen oder Geldgebern Anteile gewähren möchten oder müssen. Nachteil: Für jeden Gesellschafter, der teilnimmt, entstehen Rechte und Pflichten. Gewinne müssen geteilt, Entscheidungen können nicht mehr alleine getroffen werden. Und: Nach außen muss man für die Entscheidungen der anderen Gesellschafter gerade stehen.

      Die wichtigsten und häufigsten Formen im Geschäftsleben: Die OG und die KG (mit ihrer Unterform GmbH & Co KG). Seltener: Die Gesellschaft bürgerlichen Rechts und Stille Gesellschaften.

       

      Kosten:

      • Gesellschaftsvertrag – mündlich/schriftlich, keine Rechtsanwalts- oder Notariatspflicht
      • Firmenbucheintragung
      • Einzahlung der Einlage
      • Gewerbeanmeldung
      • GSVG-Versicherung für Komplementäre
      • u.U. GSVG-Versicherung für Kommanditisten ab einer bestimmten Höhe
      • Kommunalsteuer für Arbeitnehmer
      • Kreditkosten

       

      Kapitalgesellschaften

      Kapitalgesellschaften zeichnen sich besonders durch die limitierte Haftung der Teilhaber aus und sind juristische Personen – im Gegensatz zur OG, KG und anderen Personengesellschaften. Das heißt: die Gesellschaft kann selbst Besitzer von Rechten und Pflichten werden – was oft einen finanziellen und organisatorischen Mehraufwand bedeutet.

       

      Merkmale der Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GesmbH):

      • Stammkapital mind. € 10.000 – muss mind. zur Hälfte eingezahlt werden
      • grundsätzlich keine Haftung der natürlichen Personen
      • Firmenwortlaut muss einen Hinweis auf die GmbH enthalten (als Zusatz zum Firmennamen)

       

      Kosten:

      • Aufbringung des Grund- bzw. Stammkapitals
      • Gesellschaftsvertrag mittels Notariatsakt
      • Firmenbucheintragung
      • notarielle Beglaubigungen über Geschäftsführerbestellung
      • Musterzeichnung der Geschäftsführer beglaubigt von Notar oder Bezirksgericht
      • Unbedenklichkeitsbescheinigung des FA f. Gebühren
      • Gesellschaftssteuer
      • Gewerbeanmeldung
      • Kreditkosten (Gebühren)

      Freiberufler, Gewerbetreibender, beides, oder vielleicht doch freier Mitarbeiter? 

      Warum ist diese Art der Kategorisierung eigentlich wichtig? Grundsätzlich kann man sagen, wirkt sie sich darauf aus, welche Art von Steuern für Sie anfallen und wie Ihre unternehmerische Tätigkeit und die daraus entstehenden Gewinne oder Haftungen verwaltet sind.

       

      Es gibt allerdings auch Anlaufstellen, die einem bei der Frage der Definition und Kategorisierung weiterhelfen:

       

      Das Institut für Freie Berufe der Uni Erlangen-Nürnberg, das sich eingehend mit dem Thema beschäftigt und Ihnen auf der Website sogar ein kostenloses Erstgespräch anbietet oder dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, das hierfür eine informative und erstaunlich angenehm gestaltete Broschüre entwickelt hat, inklusive einer langen Liste Freier Berufe.

       

      Zusätzlich können Sie sich auch bei der zuständigen Industrie- und Handelskammer, oder Ihrem Finanzamt beraten lassen, was spezielle Fälle angeht und auch, um eine offiziellere Sicht auf die Dinge zu erhalten.

      Es kann losgehen. Die Anmeldung als Freiberufler.

      Als Freiberufler müssen Sie Ihre Tätigkeit nicht beim Gewerbeamt anmelden – die Anmeldung erfolgt beim Finanzamt an Ihrem Wohnsitz. Sie müssen das Finanzamt im Vorfeld oder innerhalb des ersten Monats nach Aufnahme der freiberuflichen Tätigkeit schriftlich informieren. Das Finanzamt unterrichtet die zuständige Berufskammer (z.B. Ärzte-, Rechtsanwalts- Architektenkammer) wenn eine Zulassung oder Bestellung erforderlich ist.

       

      Auch wenn die Anmeldung beim Finanzamt formlos sein kann und das Finanzamt Ihnen in jedem Fall noch einen Fragebogen zur exakten Erfassung Ihrer Tätigkeit zuschickt, sollten Sie auch schon bei der ersten Meldung Ihre Tätigkeit möglichst genau beschreiben – vor allem wenn die Anerkennung des Freiberuflerstatus nicht sicher ist.

       

      Innerhalb von wenigen Wochen bekommen Sie eine Wirtschaftsidentifikations-Nummer mitgeteilt und Sie werden über die vierteljährigen Steuervorauszahlungen unterrichtet sowie darüber, ob Sie umsatzsteuerpflichtig sind.

       

      Wird eine Freiberuflichkeit abgelehnt, so können Sie Widerspruch einlegen und beim Finanzgericht Klage einreichen. Hierzu sollten Sie sich vorab allerdings unbedingt den Rat eines Beraters oder Rechtsanwalts einholen.

      Gesetzlich oder doch Privat? Welche Krankenversicherung ist die Richtige?

      Jedes System bietet Vorteile, die jeder individuell für sich bewerten muss. Die Leistungen und Kosten sind außerdem sehr unterschiedlich. Private & Gesetzliche Krankenversicherung bieten jeweils eine gute Absicherung im Krankheitsfall, aber auch Lücken in der Versorgung, die über Zusatzversicherungen geschlossen werden müssen. Die Leistungen unterscheiden sich teilweise erheblich zwischen einer gesetzlichen und einer privaten Krankenkasse.

       

      Private Krankenversicherung:

      Mehr Leistungen, z.B. kurze Wartezeiten beim Arzt: Der Unterschied zwischen privat und gesetzlich ist zwar nicht mehr so groß wie allgemein angenommen. Dennoch zeigen verschiedene Studien, dass Privatpatienten immer noch schneller Facharzttermine bekommen und im Wartezimmer bevorzugt werden. Allerdings gibt es hier starke regionale Unterschiede.

       

      Leistungen nach Bedarf vereinbar: Sie versichern, was Sie brauchen. Das erspart Ihnen überflüssige und teure Überversicherungen.

       

      Beitragsrückerstattung bei Nichtinanspruchnahme von Leistungen: Viele Tarife erstatten Beiträge zurück, sofern wenige oder gar keine Behandlungen im Laufe des Jahres über die Versicherung abgerechnet wurden.

       

      Keine kostenfreie Familienversicherung. Jedes Familienmitglied benötigt einen eigenen Vertrag. Allerdings kann das je nach Einkommenssituation günstiger werden als gesetzlich krankenversichert zu sein. Beamte erhalten auch für Kinder & Ehepartner Beihilfezuschuss.

       

      Risikozuschläge und möglicherweise Ausschluss von Leistungen bei schweren Vorerkrankungen. Insbesondere Menschen mit chronischen Krankheiten sind in der gesetzlichen Krankenkasse besser aufgehoben. Vorkasse-Prinzip: Leistungen müssen teilweise vorfinanziert werden, bevor die Versicherung die Kosten erstattet.

       

      Bei sinkendem Einkommen gleichbleibende Beiträge: Sollte es mal eine berufliche Änderung geben, bleiben die Beiträge konstant. Das gilt allerdings auch für eine Erhöhung des Einkommens: Dann würde es in der gesetzlichen  Versicherung sofort teurer.

       

      Gesetzliche Krankenversicherung:

      Familienversicherung: beitragsfreie Mitversicherung von Ehepartnern, eingetragenen Lebenspartnern und Kindern. Gilt allerdings nur, sofern die Mitversicherten kein oder nur geringes eigenes Einkommen haben.

      • Teilweise lange Wartezeiten (Arzt und Terminvergabe). Insbesondere in Ballungsgebieten ist bei vielen Ärzten mit langen Wartezeiten zu rechnen. Ländliche Gebiete kämpfen jedoch mit ähnlichen Phänomenen, denn Ärztemangel sorgt hier für volle Praxen.
      • Leistungserbringer rechnen direkt mit der GKV ab, Patient muss keine Rechnungen entgegennehmen und in Vorkasse gehen.
      • Mindestbindungszeit von 18 Monaten. Vorher darf die Krankenkasse nicht gewechselt werden.
      • Grundversorgung auch bei Arbeitslosigkeit oder Krankheit gewährleistet. Das entlastet in Notsituationen die Familie finanziell.
      • Unflexibel, kaum Gestaltungsmöglichkeiten bei Beiträgen und Leistungen, einkommensabhängige Berechnung, Berücksichtigung der beitragspflichtigen Einnahmen.

      Thema Nr. 1 - das Geld!

      Seit Einführung des Mindestlohns für Arbeitnehmer verschlechtert sich die finanzielle Lage bei Selbstständigen und Kleinunternehmen. Aus einer aktuellen Erhebung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) geht hervor, dass ein bedeutender Teil der Selbstständigen nicht über das Niveau des Niedriglohnsektors hinaus kommt. Demzufolge verfügen rund ein Viertel aller 4,4 Millionen Selbstständigen in Deutschland über Stundenlöhne von weniger als 8,50 €.

       

      Aus diesem Grund gestaltet sich auch die Bildung von Rücklagen bei Selbstständigen eher schwierig. Dieses Problem besteht branchenübergreifend und betrifft 40 Prozent aller Solo-Unternehmer. Laut DIW arbeiten Selbstständige und Kleinunternehmer größtenteils im Handel oder als Vertreter. Zudem bildet die gärtnerische Branche einen großen Teil. Des Weiteren sind viele Freelancer in künstlerischen Berufen, als Lehrer, Dozent oder Dolmetscher tätig. Wichtige Zweige stellen außerdem Publizisten, Psychologen sowie der Pflegebereich inklusive Kosmetiker und Heilpraktiker dar. All diesen Gruppen fehlen somit in großem Maß die finanziellen Mittel für Investitionen und Wachstum sowie sinnvolle Krankheits- und Altersvorsorge.

      Auch wenn es um Finanzierungsbedarf geht, haben es Selbstständige nicht leicht. Banken tun sich ohne das Stellen von Sicherheiten schwer, Kredite zu gewähren oder den Kreditrahmen zu erweitern. So stehen die Chancen für herkömmliche Finanzierungen in Zeiten von Liquiditätsengpässen oder auch angestrebten Wachstumsphasen ohne festes Einkommen meist schlecht. Hier bieten alternative Finanzierungsmodelle wie Factoring von aifinyo schnelle und fortlaufende Liquidität.