Liquditätsgrad

Der Liquiditätsgrad ist eine essentielle Kennzahl für Unternehmer, da sie darüber Auskunft gibt, wie gut ein Unternehmen in der Lage ist, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Er beschreibt das Verhältnis zwischen den verfügbaren liquiden Mitteln des Unternehmens und den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Wenn ein Unternehmen nicht mehr in der Lage ist, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, wird dies als Insolvenz bezeichnet. 

Welche Liquiditätsgrade gibt es? 

Der Begriff Liquiditätsgrad bezieht sich auf eine Bewertungsmethode, mit der bestimmte Vermögenswerte in Relation zu kurzfristigen Verbindlichkeiten gesetzt werden. Diese Verhältniszahlen werden anschließend in Form von Liquiditätsgraden dargestellt. Dem Konzept der Liquiditätsgrade liegt zugrunde, dass die Zeitspanne zur Geldumwandlung der analysierten Vermögenswerte von Grad 1 bis Grad 3 stufenweise verlängert wird. 

 

Daraus ergeben sich folgende Unterteilungen: 

 

  • Liquiditätsgrad 1: Cash Ratio = Barliquidität 
  • Liquiditätsgrad 2: Quick Ratio = kurzfristige Liquidität 
  • Liquiditätsgrad 3: Current Ratio = aktuelle Liquidität 

Ermittlung der Liquiditätsgrade 

Liquiditätsgrad 1 (Barliquidität) 

 

Die Liquidität 1. Grades liefert Informationen darüber, ob das vorhandene Bankguthaben und andere flüssige Mittel ausreichen, um sämtliche kurzfristigen Verpflichtungen zu begleichen. Zur Berechnung dieser Kennzahl wird die Summe der liquiden Mittel durch die Summe der kurzfristigen Verbindlichkeiten geteilt. Ein idealer Wert liegt im Bereich von zehn bis 30 Prozent. Eine zu hohe Barliquidität signalisiert, dass das Unternehmen zwar in der Lage ist, sofortige Zahlungen zu tätigen, jedoch die Gelegenheit zur Investition und somit zur Steigerung der Rendite möglicherweise nicht optimal nutzt. 

 

Formel: Liquiditätsgrad 1 = Liquide Mittel / Kurzfristige Verbindlichkeiten *100 % 

Liquiditätsgrad 2 (Quick Ratio) 

 

Durch die Liquidität 2. Grades kann ein Unternehmen analysieren, ob die vorhandenen Bankguthaben, Wertpapiere und kurzfristigen Forderungen ausreichen, um sämtliche kurzfristigen Verbindlichkeiten vollständig zu decken. Falls das Ergebnis unter 100 Prozent liegt, signalisiert dies, dass das kurzfristig verfügbare Vermögen möglicherweise nicht ausreicht, und das Unternehmen könnte gezwungen sein, Schulden aufzunehmen oder in Zahlungsverzug bei seinen Lieferanten zu geraten. Auf der anderen Seite kann ein Ergebnis von mehr als 100 Prozent darauf hinweisen, dass das Unternehmen überflüssige Liquidität besitzt oder viele offene, kurzfristige Forderungen hat. Daher hat das Ergebnis der Liquidität 2. Grades auch für das Risikomanagement eine hohe Bedeutung. Wenn Forderungsausfälle drohen, kann – je nach Anzahl und Höhe der offenen Forderungen- das Unternehmen auch in einen Liquiditätsengpass geraten.  

 

Formel: Liquiditätsgrad 2 = (liquide Mittel + offene Forderungen) / kurzfristige Verbindlichkeiten * 100 % 

Liquiditätsgrad 3 (Verhältnis gesamtes Umlaufvermögen zu kurzfristigen Verbindlichkeiten) 

 

Die Liquidität 3. Grades gibt das Verhältnis des gesamten Umlaufvermögens zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten eines Unternehmens wieder. Dabei wird die Summe, die bereits zur Berechnung der Liquidität 2. Grades verwendet wurde, um die Vorräte erweitert. Ein Wert von 200 Prozent wird gemäß der sogenannten Banker’s rule als angemessen erachtet, um die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens sicherzustellen und eine ausreichende finanzielle Stabilität zu gewährleisten. Generell gilt, dass das Ergebnis größer 100 Prozent sein muss. 

 

Formel: Liquiditätsgrad 3 = Umlaufvermögen / kurzfristige Verbindlichkeiten * 100 % 

Beispielberechnung der Liquiditätsgrade 

Ein Unternehmen hat folgende Werte in seiner Bilanz: 

 

  • Liquide Mittel (z.B. Bargeld und Bankguthaben): 50.000 Euro 
  • Kurzfristige Forderungen: 30.000 Euro 
  • Vorräte: 20.000 Euro 
  • Kurzfristige Verbindlichkeiten (z.B., Lieferantenkredite, kurzfristige Darlehen): 40.000 Euro 

Daraus ergeben sich die Liquiditätsgrade: 

 

Liquiditätsgrad 1 (Barliquidität): Liquiditätsgrad 1 = Liquide Mittel / Kurzfristige Verbindlichkeiten Liquiditätsgrad 1 = 50.000 Euro / 40.000 Euro = 1,25  

 

Der Liquiditätsgrad 1 beträgt 1,25, was 125 % entspricht. Das Unternehmen hat also 125 % der kurzfristigen Verbindlichkeiten in liquiden Mitteln verfügbar. Dies zeigt, dass das Unternehmen in der Lage ist, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu begleichen. 

 

Liquiditätsgrad 2 (Quick Ratio): Liquiditätsgrad 2 = (Liquide Mittel + Kurzfristige Forderungen) / Kurzfristige Verbindlichkeiten  

 

Liquiditätsgrad 2 = (50.000 Euro + 30.000 Euro) / 40.000 Euro = 2,0 

 

Der Liquiditätsgrad 2 beträgt 2,0, was 200 % entspricht. Dies bedeutet, dass das Unternehmen das doppelte der kurzfristigen Verbindlichkeiten in Form von liquiden Mitteln und kurzfristigen Forderungen hat. Es hat also eine gute Liquidität. 

 

Liquiditätsgrad 3 (Gesamtes Umlaufvermögen zu kurzfristigen Verbindlichkeiten): Liquiditätsgrad 3 = (Liquide Mittel + Kurzfristige Forderungen + Vorräte) / Kurzfristige Verbindlichkeiten Liquiditätsgrad 3 = (50.000 Euro + 30.000 Euro + 20.000 Euro) / 40.000 Euro = 2,5 

 

Der Liquiditätsgrad 3 beträgt 2,5, was 250 % entspricht. Das Unternehmen hat das 2,5-fache der kurzfristigen Verbindlichkeiten in Form von liquiden Mitteln, kurzfristigen Forderungen und Vorräten. Dies zeigt eine sehr hohe Liquidität und kann somit problemlos kurzfristige Verpflichtungen zu erfüllen. 

Liquidität erhöhen 

  • Sale and Lease Back: Ein Unternehmen verkauft Vermögenswerte an einen Investor und least sie dann zurück. Durch den Verkauf erhält das Unternehmen sofort Liquidität, ohne die Vermögenswerte aus seinem Betrieb zu entfernen. 
  • Verkauf von Vermögenswerten: Ein Unternehmen kann Vermögenswerte wie Immobilien veräußern, um zusätzliche liquide Mittel zu generieren. 
  • Kosteneinsparungen: Durch Einsparungen bei den Betriebskosten kann ein Unternehmen seine liquiden Mittel erhöhen. 
  • Factoring: Beim Factoring verkauft ein Unternehmen seine ausstehenden Forderungen an einen Factoring-Anbieter, der dem Unternehmen sofort den Forderungsbetrag auszahlt. Dadurch erhält das Unternehmen sofortige Liquidität, ohne auf die Begleichung der Forderungen warten zu müssen. 

 

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Kritik an den Liquiditätsgraden 

Liquiditätsgrade dienen dazu, eine grobe Einschätzung der Liquidität eines Unternehmens vorzunehmen. Obwohl die Bilanzkennzahlen einen wichtigen Aspekt der Liquiditätsplanung darstellen, reichen sie in der Regel nicht aus, um die Gesamtzahlungsfähigkeit Ihres Unternehmens umfassend zu bewerten. Da es sich um bilanzierte Kennzahlen handelt, die zu dem Bilanzstichtag erhoben wurden, spiegeln sie die Vergangenheit wider, weshalb die Aktualität nicht gegeben ist. Ihre Aussagekraft ist daher begrenzt, da sie möglicherweise bestimmte Positionen wie Mieten, Gehälter und Steuerzahlungen nicht berücksichtigen.

 

Mangelnde Transparenz

Ebenso fließen in die Berechnung der Kennzahl alle Verbindlichkeiten und Forderungen mit einer Laufzeit von maximal zwölf Monaten ein. Wann genau diese fällig sind, geht nicht aus den berechneten Kennzahlen hervor. Somit sind die Liquiditätsgrade nicht als alleinige Maßnahme geeignet, um die Solvenz im laufenden Geschäftsbetrieb zu beurteilen.