Unternehmen benötigen laufend Kapital, um ihre wirtschaftliche Produktion aufrecht zu erhalten. Für die Kapitalbeschaffung bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, zu denen die sogenannte Innenfinanzierung gehört.
Die Innenfinanzierung steht der Außenfinanzierung gegenüber und ist eine der zentralen Maßnahmen für die Beschaffung von Kapital. Die beiden Finanzierungsformen unterscheiden sich durch die Herkunft des Kapitals. Bei der Innenfinanzierung greift die Beschaffung von Finanzierungsmitteln auf den betrieblichen Umsatz zurück, ohne Mittel von außen in Anspruch zu nehmen. Es gibt zwei grundlegende Arten der Innenfinanzierung:
Für die Umsetzung der Innenfinanzierung stehen Unternehmen verschiedene Instrumente zur Verfügung. Dazu gehören:
Die Selbstfinanzierung erfolgt durch die Einbehaltung von Gewinnen, die auch als Thesaurierung bezeichnet wird. Gewinne, die das Unternehmen erwirtschaftet hat, werden nicht an die Gesellschafter ausgeschüttet, sondern verbleiben als Kapital im Unternehmen, um sie für Investitionen oder zur Bedienung von Verbindlichkeiten einzusetzen.
Die Durchführung der Selbstfinanzierung richtet sich nach der Unternehmensform. Personengesellschaften müssen einbehaltene Gewinne nicht gesondert in ihrer Bilanz ausweisen. Für diese Gesellschaftsform ist es ausreichend, das Konto Kapital entsprechend zu erhöhen. Kapitalgesellschaften müssen dagegen Gewinne in der Bilanz als Gewinnrücklagen ausweisen. Hierzu müssen die Gesellschafter ausdrücklich zustimmen.
Auch für die Einbehaltung von Gewinnen kennt die wirtschaftliche Praxis zwei Möglichkeiten. Die Selbstfinanzierung ist möglich durch eine
Die offene Selbstfinanzierung ist durch das Handelsgesetzbuch § 268 HGB und für Aktiengesellschaften durch das Aktiengesetz § 150 AktG geregelt.
Die stille Selbstfinanzierung behält Gewinne ein, die nicht offen in der Bilanz ausgewiesen werden, indem sie stille Reserven bildet. Stille Reserven entstehen durch Wertzuwachs, der nicht unmittelbar aktiviert wird, wie zum Beispiel der Restwert eines Firmenwagens, der am Ende seiner Abschreibung noch einen höheren Betrag aufweist, als sein planmäßiger Restwert oder eine betriebliche Immobilie, deren Wert im Laufe der Jahre gestiegen ist. Solange der Firmenwagen oder die Immobilie nicht zum Verkauf kommen, bleibt der Gewinn aus der Wertsteigerung verdeckt. Die Bilanz erfasst zwar den Vermögensgegenstand zum planmäßigen, nicht aber zum tatsächlichen Wert. Erst mit dem Verkauf des Vermögensgegenstands wird die stille Reserve aufgelöst und kommt mit ihrem Realwert zur Dokumentation. Da bis zum Verkauf die stille Reserve jedoch als Wertzuwachs vorhanden ist und trotzdem keine Besteuerung des Vermögenswertes erfolgt, entsteht eine verdeckte Finanzierung.
Die Begriffe Innenfinanzierung, Selbstfinanzierung und Eigenfinanzierung unterscheiden sich in ihrer Bedeutung voneinander.
Rückstellungen sind Geldmittel, die Betriebe für einen späteren Einsatz zurücklegen. Hierfür sparen Unternehmen Geldmittel an, um für zukünftige Anforderungen ausreichend Kapital zur Verfügung zu haben. Rückstellungen decken Risiken ab, die Unternehmen im Zuge ihres wirtschaftlichen Handelns tragen, wie zum Beispiel das Auftreten von Mängeln in Produkten, die Erfordernis von Nachbesserungen oder die Erfüllung von Pflichten der Gewährleistung.
Nur wenn Unternehmen Gewinne erzielen, können sie Rücklagen bilden. Da die Bildung von Rückstellungen in langen Zeiträumen erfolgt, in denen die liquiden Mittel nicht zur Verwendung kommen, steht das Kapital für andere Verwendungen zur Verfügung. Zwar kann das Unternehmen über Rückstellungen kurzfristig verfügen, es muss aber dafür sorgen, dass entnommene Mittel wieder zurückgeführt werden, damit das Geld für den Zweck der Rückstellungen im Bedarfsfall auch vorhanden ist. Da die Bildung von Rückstellungen einen Aufwand darstellen, mindern diese den Unternehmensgewinn und sorgen für eine Senkung der Steuerlast.
Der Gesetzgeber schreibt im Handelsgesetzbuch § 249 HGB Unternehmen unter bestimmten Voraussetzungen die Pflicht vor, Rückstellungen zu bilden. Demnach müssen betroffene Unternehmen für ungewisse Verbindlichkeiten sowie für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften Rückstellungen bilden. Rückstellungen sind zudem zu bilden für Kosten der Instandhaltung und Gewährleistungen. Unternehmen dürfen Rückstellungen nur dann auflösen, wenn die Gründe für die Verpflichtung weggefallen sind.
Viele mittelständische und große Unternehmen zahlen für langjährige Mitarbeiter Pensionen, für die sie im Laufe der Arbeitsjahre Rückstellungen gebildet haben. Scheidet ein Mitarbeiter aus, um in den Ruhestand zu gehen, wird seine Pensionsrückstellung an ihn ausgeschüttet. Für die Bildung von Pensionsrückstellungen schreibt der Gesetzgeber keine Pflicht vor. Besonders langfristige Rückstellungen, wie Pensionsrückstellungen bieten Unternehmen die Möglichkeit, flexible Finanzierungen vorzunehmen. Die Laufzeit für Pensionsrückstellungen lässt dem Unternehmen ausreichend Zeit, um entnommenes Kapital aus Rückstellungen für kurzfristige Investitionen rechtzeitig wieder aufzufüllen.
Die Finanzierung durch Abschreibungen, die auch als Abschreibungsfinanzierung oder Finanzierung aus Abschreibungswerten bezeichnet wird, erfolgt durch eine buchhalterische Aufwendung, die zum Zeitpunkt der Abschreibung nicht real gezahlt und somit dem Unternehmen zur Verfügung gestellt wird. Das Steuerrecht sieht vor, dass Vermögensgegenstände, die Unternehmen für ihren Betrieb kaufen, nicht im Jahr ihrer Anschaffung in voller Höhe zur steuerlichen Absetzung kommen, sondern über mehrere Jahre hinweg zu einem jeweils gleichen Anteil des Kaufpreises abgeschrieben werden. Wird zum Beispiel eine Maschine im Wert von 30.000 Euro und einer Abschreibungsdauer von fünf Jahren gekauft, kann das Unternehmen jedes Jahr einen Betrag von 6.000 Euro davon abschreiben. Abgesehen vom Jahr des Kaufs führen in den Folgejahren die Abschreibungen nicht mehr zu einem Abfluss von Kapital. Die Teilbeträge der Abschreibung werden zwar als Aufwand verbucht, der den Gewinn senkt, doch das Kapital verbleibt tatsächlich im Unternehmen. Dort steht es für andere Investitionen zur Verfügung, die erneut den Gewinn des Unternehmens und in der Folge auch die Steuerlast absenken. Die Finanzierung durch Abschreibung hat somit zwei zentrale Wirkungen:
Rationalisierungen zielen darauf, die Effektivität und Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens zu verbessern, indem Ausgaben gesenkt werden, während die Produktivität erhalten bleibt oder steigt. Daher haben sich Maßnahmen zur Rationalisierung stets nach den individuellen Gegebenheiten, die im Betrieb vorhanden sind, zu richten. Für die Umsetzung von Maßnahmen zur Rationalisierung gilt es daher, im Vorfeld präzise Planungen durchzuführen, indem Unternehmensprozesse genau erfasst und analysiert werden, bevor Strategien zur Rationalisierung entwickelt und umgesetzt werden. Beim Einsatz von Rationalisierungsmaßnahmen ist stets darauf zu achten, dass die Produktivität nicht durch Einsparungen leidet. Kapital, das durch Rationalisierung eingespart wird, steht dem Unternehmen für die Finanzierung von Investitionen oder Verbindlichkeiten zur Verfügung. Für eine Rationalisierung kommen verschiedene Maßnahmen in Betracht, wie zum Beispiel:
Für die Kapitalfreisetzung beschafft ein Unternehmen kein neues Kapital, sondern greift auf eigenes Kapital zurück, das gebunden ist. Gebundenes Kapital kann zum Beispiel in Form von Wertpapieren oder als alter Lagerbestand im Betrieb vorhanden sein. Um finanzielle Mittel aus gebundenem Kapital freizusetzen, können mehrere Möglichkeiten eingesetzt werden:
Die Vermögensumschichtung, die auch Umfinanzierung genannt wird, wandelt Vermögen aus dem Anlage- oder Umlaufvermögen des Betriebs in Kapital um, das für neue Investitionen verwendet wird. Große Unternehmen oder Betriebe mit langjähriger Aktivität verfügen in der Regel über zahlreiche Vermögensgegenstände, die nicht aktiv in der Produktion eingesetzt werden. Da nicht genutzte Vermögensgegenstände keinen Beitrag zur Produktivität des Unternehmens leisten, ist ihre finanzielle Verwertung sinnvoll. Denn die durch den Verkauf umgewandelten finanziellen Mittel können für die Verbesserung von Produktion und Absatz eingesetzt werden und so die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens verbessern. Unternehmen überprüfen ihren Betrieb daher in regelmäßigen Abständen auf ungenutzte Vermögensgegenstände hin und leiten gegebenenfalls eine Vermögensumschichtung durch den Verkauf ein. Bilanzierende Unternehmen haben ihre Vermögensgegenstände in der Bilanz erfasst, sodass ein Verkauf mit nachfolgender gleichwertiger Investition den Vermögenswert lediglich in einen anderen Posten verschiebt, ohne die Höhe des Anlagevermögens zu verändern.
Die Gründe für den Einsatz einer Innenfinanzierung liegen in den Vorzügen, die mit der Finanzierungsart einhergehen, wie zum Beispiel:
Trotz ihrer Vorzüge ist es nicht immer sinnvoll, eine Innenfinanzierung anzustreben. Die Innenfinanzierung hat in einigen Fällen auch Nachteile, die abzuwägen sind.
Factoring hat sich als junge Finanzierungsform etabliert, die für Unternehmen eine attraktive Alternative zur klassischen Kapitalbeschaffung stellt.
Factoring ist eine Form der Abtretung, bei der ein Unternehmen Forderungen aus seinen betrieblichen Aktivitäten gegenüber seinen Kunden an ein Factoringunternehmen übergibt. Das Factoring führt somit einen Factoringnehmer und einen Factor zusammen. Das Unternehmen als Factoringnehmer tritt dabei an den Factor heran und verkauft ihm offene Forderungen aus eigenen Lieferungen und Leistungen. Das Factoringunternehmen übernimmt die Forderungen und bezahlt dafür dem Unternehmen den Gegenwert abzüglich üblicher Provisionen aus. Die Kunden des Unternehmens zahlen ihre Rechnung direkt an den Factor.
In der Regel liegt die Gebühr für die Übernahme von Forderungen bei ungefähr drei Prozent der Rechnungsbeträge. Dazu können Zinsen für den Zeitraum zwischen der Zahlung der Factoringsumme und den Zahlungseingängen aus den Forderungen, sowie weitere Gebühren anfallen. Der Preis ist abhängig vom Factoringanbieter und richtet sich nach der Art des Factoring.
Für Unternehmen mit vielen Kunden, die mit standardisierten Produkten oder Dienstleistungen regelmäßig wiederkehrende Rechnungen mit dem gleichen Betrag stellen, bietet das Factoring eine optimale Lösung der Finanzierungssicherung. Zu den Forderungen zählen zum Beispiel Rechnungen für Abos, Flatrates, Mieten, Nutzungsgebühren und andere, für die monatlich dieselben Beträge anfallen.
Das Factoring verschafft dem Unternehmen in einem Schritt und sofort Kapital, das ihm aus den Forderungen gegenüber seinen Kunden nur nach und nach zugeflossen wäre, wenn diese ihre Rechnungen bezahlen. Weitere Gründe sprechen für das Factoring:
Einige Einschränkungen sollten beachtet werden, wenn Factoring als Finanzierungsmethode in Anspruch genommen wird.