Cash Pooling: Liquidität bündeln und davon profitieren – aber wie?

Cash Pooling: Definition, Vor- und Nachteile, weitere Infos

Von Cash Pooling profitieren vor allem Konzerne mit Tochtergesellschaften. Sie führen ihre Bankkonten zusammen und können so ihre Liquidität erhöhen. Warum Cash Pooling gut durchdacht sein muss und wie Sie es in Ihrem Unternehmen etablieren können, lesen Sie hier.

Cash Pooling – Definition und Beispiel

Comicliebhaber kennen ihn: Dagobert Duck, der in einem Speicher voller Geld badet. Ungefähr so kann man sich Cash Pooling vorstellen; mit dem kleinen Unterschied, dass im Speicher nicht nur Dagoberts Geld liegt, sondern auch das von Tick, Trick und Track sowie Donald Duck – sie teilen. Cash Pooling – zusammengesetzt aus den englischen Wörtern „Cash“ wie Bargeld und „Pool“ wie „Becken“ – bedeutet nämlich das Zusammenlegen von Geldern. Relevant ist das vor allem für Konzerne mit Tochtergesellschaften. Aber warum?

 

Nehmen wir ein einfaches Beispiel:

  • Der Eisladen „Lecker Eis“ in Berlin hat drei weitere Geschäfte in Köln, Hamburg und Frankfurt. Sie werden alle von eigenen Gesellschaften betrieben, die zur Lecker-Eis-Holding gehören.
  • Der Laden in Köln läuft super – er hat 20.000 Euro Bargeld in der Kasse.
  • Die Eisläden in Hamburg und Frankfurt sind nicht so erfolgreich. Ihnen fehlen jeweils 10.000 Euro, um ihre Angestellten und Rechnungen zu bezahlen.
  • Sie könnten nun zur Bank gehen und einen Kredit aufnehmen. Der erfolgreiche Laden in Köln könnte hingegen sein Geld nehmen, es bei der Bank anlegen und Zinsen kassieren.
  • Das ist allerdings nicht sehr lukrativ. Denn der erfolgreiche Kölner Eisladen würde als einzelnes kleines Unternehmen recht wenig Zinsen bekommen – und die beiden erfolglosen Geschäfte müssten für ihre Kredite hohe Zinsen zahlen.
  • Sinnvoller wäre es, wenn der erfolgreiche Laden Geld an die beiden anderen Gesellschaften verleiht. Das klingt einfach, ist in der Praxis allerdings ziemlich aufwändig und kompliziert.
  • Deshalb richtet der Mutterkonzern, die Lecker-Eis-Holding, ein Masterkonto bzw. einen Master-Account ein, auf das alle Läden ihre Guthaben einzahlen. Nun können vom Masterkonto die jeweils 10.000 Euro an die beiden erfolglosen Läden überwiesen werden. Der Eisladen Köln verleiht sein Geld also an Hamburg und Frankfurt.

 

Kurz gesagt: Es gibt im Unternehmen nur noch ein gemeinschaftliches Konto. Die Liquidität wurde gebündelt. Das ist Cash Pooling – ein konzernübergreifender Liquiditätsausgleich.

Echtes oder unechtes Cash Pooling – was ist was?

Cash Pooling lässt sich auf zwei verschiedene Arten durchführen. Man unterscheidet echtes von unechtem Cash Pooling.

 

Echtes Cash Pooling:

Gelder werden tatsächlich und physisch zwischen Tochtergesellschaften und Masterkonto transferiert. Auf dem Masterkonto wird also ein einheitlicher Saldo für den gesamten Konzern gebildet. Das echte Cash Pooling ist juristisch komplex und sollte maßgeschneidert zum Unternehmen passen. Ziel ist die Optimierung der Zinsen.

 

Unechtes Cash Pooling:

Beim unechten Cash Pooling kommt es zu keinem echten Liquiditätstransfer zwischen den Konzerngesellschaften. Die verschiedenen Salden der Gesellschaften werden nur fiktiv auf ein Konto übertragen und verrechnet – die Konten der beteiligten Tochtergesellschaften bleiben tatsächlich unverändert. Am Monatsende erfolgt aber eine effektive Berechnung und Übertragung der Zinsen auf die Konten. Ein Vorteil dieser Variante: Es werden Transaktionskosten wie Bankgebühren gespart. Außerdem lassen sich so Zinsnachteile vermeiden, die daraus entstehen können, wenn die Konten einiger Tochtergesellschaften im Minus geführt werden und deshalb mit hohen Sollzinsen belegt sind, während andere Konzernkonten schlecht oder gar nicht verzinste Guthabensalden haben.

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Cash Pooling – Vor- und Nachteile im Überblick

Cash Pooling hat sowohl positive als auch negative Seiten – Unternehmer sollten beide kennen, um kompetent entscheiden zu können, ob Cash Pooling für sie geeignet ist. Wir haben die wichtigsten Vor- und Nachteile zusammengefasst.

 

 

Vorteile von Cash Pooling:

  • Bessere Liquidität  verbesserte Konditionen bei Kreditgebern

 

  • Weniger Bedarf an externen Krediten  sinkende Zinskosten für den gesamten Konzern und weniger Aufwand für Kreditbeschaffung

 

  • Einfachere Überwachung des Unternehmens durch zentrales Masterkonto

 

 

Nachteile von Cash Pooling:

  • Wirtschaftliche Autonomie geht verloren

Die Tochterunternehmen werden abhängig vom Masterkonto, sie verlieren also einen beträchtlichen Teil ihrer Eigenständigkeit.

 

  • Insolvenzrisiko steigt

Geht eine Tochtergesellschaft in die Insolvenz, kann sie weitere Gesellschaften mitreißen, die ihr über das Masterkonto eventuell sehr viel Geld geliehen haben. GmbHs und AGs mit Haftungsbeschränkung sind dann schnell bedroht. Um das zu vermeiden, müssen die Verträge ausgewogen sein, sodass keine Partei zu stark belastet ist.

 

  • Verlust des Gesamtüberblicks

Das Liquiditätsmanagement der einzelnen Gesellschaften kann leiden, wenn Cash Pooling nicht ausreichend gemonitort wird. Hier helfen clever eingesetzte Tools und Frühwarnsysteme, die diese Aufgaben übernehmen.

Tipp:

Spielen Sie mit dem Gedanken Cash Pooling für Ihr Unternehmen einzuführen? Dann ist es empfehlenswert, sich vorab rechtlich beraten zu lassen. So erhalten Sie einen Überblick über die möglichen haftungsrechtlichen und steuerrechtlichen Risiken, können Verträge sorgfältig sowie durchdacht aufsetzen und abwägen, ob Aufwand sowie Nutzen in einem guten Verhältnis stehen.

Cash Pooling – welche Voraussetzungen müssen gegeben sein?

Cash Pooling funktioniert nur, wenn:

  • Transparenz gegeben ist. Es muss erkennbar sein, wer vom Masterkonto Kredite erhält und wer Geld aufs Masterkonto überträgt.
  • die Kreditkonditionen einem Fremdvergleichsgrundsatz standhalten. Das bedeutet, dass die Kredite zu marktüblichen Konditionen angeboten werden. Es muss also marktgerechte Zinssätze zwischen den Gesellschaften geben, denn marktunübliche Konditionen werden von den Steuerbehörden nicht anerkannt.
  • die Verträge ausgewogen sind und nicht eine Partei zu stark belasten. Sonst ist die Haftungsbeschränkung bedroht, wenn die Gesellschaften als GmbH oder AG geführt werden.

Cash Pooling und Steuer – was muss man beachten?

Grundsätzlich gilt: Auch wenn Cash Pooling einen zusammenführenden Charakter hat, wird jede einzelne Gesellschaft steuerlich als eigenständiges Objekt behandelt. Die Besteuerung erfolgt wie unter unternehmensfremden Dritten. Der Zinsertrag, den eine der Konzerngesellschaften durch die Gewährung eines Darlehens an die Holding erzielt, unterliegt der vollen Körperschaft- und Gewerbesteuerbelastung. Zinsaufwendungen, die Konzerngesellschaften an die Holding für ein Darlehen zahlen müssen, sind als Betriebsausgaben abzugsfähig.

 

Um wirtschaftliche Vorteile durch das Cash Pooling tatsächlich ausreizen zu können, ist es empfehlenswert, einen spezialisierten Berater hinzuzuziehen – die Fragestellungen sind ohne professionelle Hilfe in der Regel zu komplex.

Fazit – Cash Pooling ist auf dem Vormarsch

Cash Pooling nimmt immer mehr an Bedeutung zu. Ein Grund dafür ist, dass eine konzernübergreifende finanzielle Steuerung das im Konzern gebundene Kapital vermindert. Das Unternehmen steigert seine Liquidität und Profitabilität. Wichtig ist es allerdings, Cash Pooling wohl überlegt und gut durchdacht einzusetzen. Unerlässlich ist es, die mit Cash Pooling verbundenen Kosten mit dem Nutzen daraus zu vergleichen. Empfehlenswert ist es, sich vorab ausführlich steuerlich und rechtlich beraten zu lassen.