27. November 2021
Liquidität
Hoher Margendruck, fehlende Kapitalgeber, steigender Finanzierungsbedarf – es gibt viele Gründe, weshalb Unternehmer in jüngster Zeit vermehrt auf eine Optimierung des Working Capitals setzen. Beim sogenannten „Working Capital Management“ geht es darum, die Liquidität Ihres Unternehmens zu verbessern und den eigenen Kapitalbedarf zu verringern. Hier erfahren Sie, wie Sie diese Art des Umlaufvermögens optimieren und als „Bonitätshebel“ nutzen können.
Beim Working Capital Management schaut man sich das im Umlaufvermögen gebundene Kapital genauer an, um herauszufinden, wo es befreit werden kann. Totes Betriebskapital wird quasi zum Leben erweckt.
Dabei legt man den Fokus vor allem auf:
Ungeachtet der eigenen Wirtschaftslage stellt ein aktive Working Capital Optimierung einen wichtigen Baustein für effizientes Controlling dar. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Gebundenes Kapital wird freigesetzt, die Liquidität im Unternehmen verbessert und die Bilanzrelationen führen zu besseren Bewertungen bei Bonität und Rating. Eine Optimierung des Working Capitals steigert die Rentabilität und sichert den Erfolg des Unternehmens.
Der Begriff „Working Capital“ wird im Deutschen gerne mit Betriebskapital oder Umlaufvermögen übersetzt. Allerdings ist es eher die Differenz aus dem Umlaufvermögen sowie den kurzfristigen Verbindlichkeiten des Unternehmens. Man könnte auch vom Netto-Umlaufvermögen sprechen.
Es setzt sich zusammen aus:
+ Liquide Mittel
+ Forderungen
+ Vorräte
+ geleistete Anzahlungen
– (kurzfristige) Verbindlichkeiten
– erhaltene Anzahlungen
Beim Working Capital handelt es sich um Kapital, das fest an Positionen gebunden ist. Es erwirtschaftet keine Erträge und verursacht Kosten. Daher muss es begrenzt werden. Es ist totes Kapital, das die eigene Liquidität reduziert und die Kapitalrendite schmälert. Beim Working Capital Management gibt es drei relevante Prozesse, die verbessert werden können.
Der Order-to-Cash-Prozess umfasst alle Schritte, von der Kundenbestellung bis zum Zahlungseingang. Darunter fallen Preisbildung, Zahlungsbedingungen, Risikomanagement, Vertragsverwaltung sowie Fakturierung und Reklamation.
Ziel aller Optimierungen ist es hier gebundenes Kapital freizusetzen. Beispielsweise können offene Posten durch konsequentes Inkasso eingefordert werden. Auch der Einsatz von Factoring (Rechnungsvorfinanzierung) sorgt dafür, dass lange Zahlungsziele nicht mehr in gebundenem Kapital resultieren.
Dieser Prozess umfasst alle Schritte von der Bestellung bis hin zur Bezahlung der Ware beim Lieferanten. Dazu zählen der Moment der Bestellung, die Wareneingangskontrolle, das Kreditorenmanagement, die Rechnungsprüfung sowie der finale Zahlungslauf.
Auch hier lässt sich durch eine Einkaufsfinanzierung das Umlaufvermögen optimieren. Denn zum einen kann die für den Wareneinkauf benötigte Summe in Raten zurückgeführt werden, sodass immer nur ein Bruchteil des Einkaufspreises fällig wird und auf die Liquidität drückt. Zudem kann die Ausnutzung von Skonto-Optionen zu einer deutlichen Kosteneinsparung führen.
Die Total-Supply-Chain umfasst alle Prozesse von der Entwicklung bis zum Versand der Ware. Hierbei stellt die Bilanzposition „Vorräte“ die entscheidende Kennzahl bei der Optimierung des Working Capitals dar. Alle Verbesserungen in diesem Bereich zielen darauf ab, die technischen, logistischen und organisatorischen Abläufe im Unternehmen so zu organisieren, dass möglichst wenig Lagerung von Material, Zwischenerzeugnissen und Endprodukten nötig ist. Durchlaufzeiten im Produktionsprozess sollen minimiert werden.