Forfaitierung und Factoring: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Bei der Forfaitierung und dem Factoring handelt es sich um zwei Finanzierungsformen, die in ihrem Prinzip viel gemeinsam haben und Unternehmen unterschiedlicher Größen sicher und schnell Liquidität verschaffen. Grundsätzlich handelt es sich bei beiden um den Verkauf und die Abtretung von Forderungen.

 

Auch rechtlich grenzen sich Forfaitierung und Factoring nicht voneinander ab. Die wesentlichen Unterschiede sind zum einen die Höhe der vorzufinanzierenden Beträge und zum anderen die Anbieter dieser Finanzierungsart. Wie sie sich im Detail voneinander abgrenzen und für wen sie im Einzelnen geeignet sind, erläutern wir im Folgenden.

Wer Forfaitierung und Factoring anbietet

Forfaitierung wird üblicherweise nur von einer Bank angeboten – in diesem Fall auch Forfaiteur genannt. Das beruht im Wesentlichen auf den kapitalintensiven Transaktionen. Die fallen meist im Exportgeschäft bei Lieferverträgen mit Abnehmern im Ausland an. Typische Branchen sind Schiffs- sowie Flugzeugbau und das Leasinggeschäft. Nur Banken haben die nötigen finanziellen Möglichkeiten, diese Unternehmen im üblichen Umfang zu finanzieren.

 

Factoring hingegen ist eine bankenunabhängige Finanzierungslösung und wird von einer Reihe spezialisierter Finanzdienstleister angeboten. Langwierige Bearbeitungs- und Entscheidungsprozesse der Banken werden hiermit umgangen.

Forfaitierung in der Praxis

Insbesondere im Exportgeschäft ist es meist ausgesprochen schwierig, die Bonität des Abnehmers zu beurteilen. Das Geschäft könnte bei Zahlungsausfall zu einem existenziellen Risiko für den Lieferanten werden. Durch den Verkauf und die Abtretung der Forderung an eine Bank kann das Unternehmen einen Auftrag vollständig absichern.

 

Bei der Forfaitierung ist eine Forderung zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses bereits in allen Einzelheiten festgelegt. Zudem sind Laufzeiten von bis zu zehn Jahren durchaus üblich. Sie eignet sich also für Unternehmen mit entsprechend großvolumigen Rechnungssummen, verbunden mit sehr langen Zahlungszielen.

 

Das Leasinggeschäft ist ein naheliegendes Beispiel: Die Forfaitierung bietet die Möglichkeit, aus Verträgen entsprechend kurzfristig Liquidität zu generieren.

Factoring im Unternehmensalltag

Bei Selbstständigen, Freiberuflern, Start-ups sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen bietet sich dagegen das Factoring an und ist daher bereits eine weit verbreitete Form der Absatzfinanzierung. Im Vergleich zur Forfaitierung geht es hier um geringere Forderungsbeträge und Zahlungsziele von bis zu 90 Tagen. Die Rechnungsfinanzierung sichert durchgängig schnelle Liquidität und erweitert somit den finanziellen Spielraum.

 

Neben der reinen Finanzierungsfunktion übernehmen Anbieter im Rahmen des so genannten Full-Service-Factorings auch die Risikoabsicherung und das Debitorenmanagement. Unternehmen erhalten nicht nur sofort ihr Geld, sondern sie sind auch bei Zahlungsausfällen abgesichert und die eigene Buchhaltung wird entlastet. Das gesamte Forderungs- und Mahnwesen ist in diesem Zuge mit ausgegliedert.

 

Die Vorzüge für kleine und mittelständische Unternehmen sind bei der bankenunabhängigen Finanzierungsform vor allem die geringe Komplexität und der vergleichsweise niedrige Aufwand. Diese machen Factoring für eine Vielzahl von Unternehmen zu einem sehr beliebten Instrument der Absatzfinanzierung. Als die wesentlichen Beweggründe für den Einsatz nennen die Befragten einer Studie den Ausbau der Liquidität, die nachhaltige Verbesserung von Unternehmensbilanz und -bonität sowie die Reduzierung von Debitorenrisiken.