Eigenkapitalrendite: Eine wichtige Kennzahl für Investoren

Die Eigenkapitalrendite ist eine der wichtigsten Unternehmenskennzahlen überhaupt. Sie gibt Unternehmern und Investoren Hinweise, ob es sich lohnt, ins Unternehmen zu investieren. Wie berechnet man die Rendite? Und wie interpretiert man das Ergebnis? Wir verraten es Ihnen.

Was ist die Eigenkapitalrendite?

Die Eigenkapitalrendite lässt sich mit einer Formel ganz einfach errechnen. Die Kennzahl gibt an, wie sich das Eigenkapital, das in ein Unternehmen eingebracht wurde, verzinst. Wir erfahren anhand dieser Kennzahl also, wie effizient ein Unternehmen sein Eigenkapital eingesetzt hat.

 

Ein einfaches Beispiel:

 

Sie haben 200 Euro in Ihr Unternehmen investiert und erwirtschaften damit 20 Euro. Die Rendite auf das eingebrachte Kapital beträgt dann 10 Prozent.

Wie berechnet man die Eigenkapitalrendite?

Die Eigenkapitalrendite lässt sich einfach berechnen. Die Formel lautet:

 

Eigenkapital = Gewinn / Eigenkapital x 100

Die Eigenkapitalrendite richtig interpretieren – so geht’s

Das bloße Berechnen der Eigenkapitalrendite reicht noch nicht aus. Als Unternehmer oder Investor müssen Sie den Wert auch interpretieren können. Grundsätzlich kann man sagen, dass eine Eigenkapitalrendite von 10 bis 15 Prozent angestrebt werden sollte. Hat ein Unternehmen hingegen eine Eigenkapitalrendite von unter 5 Prozent ist das ein schlechtes Zeichen. Liegt die Eigenkapitalrendite höher als 20 Prozent, sollte Sie das aufhorchen lassen und Sie sollten sich auf die Suche nach den Gründen machen.

 

Denn: Die Eigenkapitalrendite lässt sich durchaus manipulieren. Zum Beispiel, indem man das Eigenkapital künstlich reduziert. In diesem Fall steigt der Wert der Eigenkapitalrendite natürlich an. Die Gefahr dabei: Wer sein Eigenkapital stark absenkt, kann in einer Krise ins Wanken kommen, weil ihm die finanziellen Mittel fehlen. Auch der sogenannte Leverage-Effekt kann einen starken Einfluss auf die Eigenkapitalrendite haben. Was das ist, lesen Sie hier.

 

Wichtig zu wissen:

 

Die Eigenkapitalrendite ist zwar eine wichtige Kennzahl – vor allem für Investoren. Allerdings sollte man sie nie isoliert betrachten und daraus Schlüsse ziehen. Wichtig sind auch andere Kennzahlen wie die Gesamtkapitalrentabilität, die die Effizienz des gesamten eingesetzten Kapitals betrachtet; nicht nur die des Eigenkapitals. Weitere Tipps: Betrachten Sie die Werte der Kennzahlen immer über mehrere Jahre und berücksichtigen Sie spezifische Gegebenheiten, denen das Unternehmen ausgesetzt ist.

Aber nun zur Interpretation der Eigenkapitalrendite:

 

Was sagt eine hohe Eigenkapitalrendite aus?

Grundsätzlich ist eine hohe Eigenkapitalrendite natürlich erstrebenswert. Allerdings muss man auch ein wenig hinter die Kulisse schauen. Wenn ein Unternehmen beispielsweise viel Fremdkapital einsetzen muss, ist zwar die Eigenkapitalrendite hoch, aber das Unternehmen ist auch verschuldet (siehe Leverage-Effekt). Für Investoren ist das eine wichtige Information. Investieren sie in ein Unternehmen, das eine hohe Eigenkapitalrendite dank Leverage-Effekt erreicht hat, wird das Unternehmen den Jahresüberschuss vermutlich für die Tilgung des Darlehens nutzen müssen. Die Folge ist eine geringe Ausschüttung – oder auch gar keine.

 

Was sagt eine niedrige Eigenkapitalrendite aus?

 

Bei einer niedrigen Eigenkapitalrendite kann es sein, dass der Jahresüberschuss des Unternehmens sehr gering ist – oder aber das eingebrachte Eigenkapital sehr hoch. Eine große Summe an Eigenkapital kann natürlich für finanzielle Sicherheit sorgen. Allerdings sollte man sich die Frage stellen, warum dieses Eigenkapital nicht zur Investition genutzt wird, was in der Regel der gesündere Weg für ein Unternehmen ist. Denn nur so kann es wachsen.
 

Der Leverage-Effekt und was er mit der Eigenkapitalrendite zu tun hat

Weiter oben haben wir bereits von Manipulierungsmöglichkeiten bei der Eigenkapitalrendite gesprochen: Indem man das Eigenkapital senkt, kann man die Eigenkapitalrendite erhöhen.

 

Es geht aber auch andersherum, indem man das Eigenkapital erhöht. Möglich macht das beispielsweise ein Kredit – also fremdes Geld. Ein höheres Gesamtkapital lässt die Eigenkapitalrendite dann natürlich ansteigen; das nennt man den Leverage-Effekt.

 

Ein Beispiel:

 

  • Stellen wir uns einen großen Buchladen vor, der eine weitere Filiale eröffnen möchte. Dem Besitzer stehen 100.000 Euro Eigenkapital zur Verfügung. Er weiß, dass er mit der neuen Filiale eine Rendite von 10 Prozent erwirtschaften könnte.
  • Der Unternehmer möchte seine Eigenkapitalrendite aber erhöhen. Dafür nimmt er Fremdkapital von weiteren 100.000 Euro auf. Dafür muss er 5 Prozent Zinsen zahlen.
  • Bei einer Gesamtkapitalrendite von 10 Prozent erwirtschaftet seine neue Filiale über die Zeit also insgesamt 220.000 Euro. Davon muss er aber die 100.000 Euro Darlehen an die Bank zurückbezahlen – und dazu noch die 5 Prozent Zinsen. Also insgesamt 105.000 Euro.
  • Behalten kann der Buchladenbesitzer entsprechend 115.000 Euro.
  • Er hat sein Eigenkapital also von 100.000 auf 115.000 Euro erhöht und damit auch seine Liquidität. Seine Eigenkapitalrendite liegt nun bei 15 Prozent.

 

Fazit: Der Buchladenbesitzer hat dank Kredit einen höheren Gewinn erwirtschaftet, obwohl sein tatsächliches Eigenkapital (100.000 Euro) gleichgeblieben ist – da haben wir den Leverage-Effekt.